[…] Emil krallte sich mit aller Kraft am Grashalmseil fest, er hatte fürchterliche
Angst, herunterzufallen. So schlimm war es weder auf den Täubchen, noch
auf dem Graureiher gewesen, mit denen er schon geflogen war. „Was machst
du denn da? Kannst du nicht anständig fliegen?“, schrie er Constantin zu.
„So fliegen Fledermäuse eben“, antwortete dieser zickig. „Normalerweise
haben wir ja auch keine dicke Maus im Gepäck!“ Sie befanden sich jetzt
etwas oberhalb des Wagens und umflogen diesen in mehr oder weniger
gleichmäßigen Kreisbewegungen. Jedes Mal, wenn sie auf der Rückseite des
Wagens waren, war etwas mehr vom schlafenden Anton im dunklen Kofferraum
verschwunden. „Flieg näher an den Kerl heran“, rief Emil, „vielleicht
kann ich sein Gesicht sehen“. Constantin tat, wie geheißen, doch er flatterte
zu nah über den Kopf des Mannes, so dass dieser eine Bewegung aus
dem Augenwinkel wahrnahm, und mit seiner linken Hand in ihre Richtung
schlug, als wollte er eine Fliege verscheuchen. Fast hätte er die beiden dabei
getroffen, doch sie hatten Glück, er verfehlte sie knapp! Durch diese schleudernde
Bewegung seines Armes rutsche ihm die Kapuze vom Kopf, und
beleuchtet vom Licht des Mondes, war für einen kurzen Moment das Gesicht
des Mannes zu sehen. Eine stattliche Narbe zierte sein Kinn. Emil und
Constantin hielten den Atem an. Obwohl sie sich direkt vor seinem Gesicht
befanden, war sein Blick fest auf den noch immer schlafenden Steinbock gerichtet,
und er bemerkte die zwei Kunstflieger nicht.[…]